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26.03.2013

2. Palliative Care-Tag am Bildungszentrum Tretenhof


 

Zunächst stellten die Auszubildenden ihre eigenen Vorstellungen und zum Teil gemachten Erfahrungen über die Arbeit vor. Wie sieht eine optimale Schmerztherapie bei einem Palliativpatienten aus? Welche nicht-medikamentösen Möglichkeiten gibt es zur Schmerzlinderung? Wie sieht die Begleitung der sterbenden Patienten im Hospiz aus, wie die Begleitung der Angehörigen? Welche Voraussetzungen benötigt eine Pflegekraft, um im Hospiz arbeiten zu können? So die Fragen der Auszubildenden.

Es geht nicht darum dem Leben mehr Tage zu geben, sondern dem Tag mehr Leben. Dies ist der Grundsatz der Hospizbewegung, erklärte Martin Stippich. Ein Hospiz möchte ein Ersatzzuhause sein und ist dementsprechend klein konzipiert. Maximal 16 Betten sollte deshalb ein Hospiz haben, um eine häusliche Atmosphäre zu schaffen und eine individuelle Pflege zu ermöglichen. Schmerzen sind ein zentrales Thema in der Palliativ- und Hospiz-Pflege. Schmerz ist ein subjektives Empfinden und muss als solches auch von den Pflegekräften akzeptiert werden. Nicht nur der körperliche Schmerz, sondern auch das psychische Leid muss berücksichtigt werden. Dies konnten die Auszubildenden in Übungen eindrücklich erleben. Wie eine gute und moderne Schmerztherapie aussieht, wurde anschließend erklärt.

Im Gegensatz zur kurativen (heilenden) Medizin, ist die palliative (lindernde) Betreuung nicht auf die Heilung der Grunderkrankung, sondern auf die Behandlung der belastenden Beschwerden und Verbesserung der Lebensqualität ausgerichtet, wo keine Heilung mehr möglich ist, so Ute Königsmann vom Palliative Team Ortenau. Unheilbar erkrankte Menschen in ihrer häuslichen Umgebung zu beraten, Angehörige zu unterstützen, mit Hausärzten zusammenarbeiten und Hilfen für die häusliche Lebenssituation zu organisieren sind Aufgaben, die nach § 37b SGB V die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) erfüllt. Dabei geht es immer um den Willen des Patienten. Wie wichtig eine Patientenverfügung sein kann, wurde in diesem Zusammenhang deutlich.

Dr. Oliver Herrmann, Hausarzt und Palliativmediziner, berichtete aus seiner Arbeit. Wie soll die Ernährung eines sterbenden Menschen aussehen? Warum das Argument "wir können den Patienten doch nicht verhungern lassen" nicht mehr greift, stellte er durch neueste Erkenntnisse klar. An zahlreichen Beispielen erklärte er, wie mit palliativer Therapie das Leid der Menschen gelindert werden kann. Dass die Palliativmedizin seit 2009 in der medizinischen Ausbildung zum Pflichtprogramm gehört, begrüßt Herrmann sehr. Die Lebenserwartung bei nicht heilbaren Erkrankungen ist gestiegen und auch durch den demographische Wandel gewinnt das Thema der palliativen Versorgung immer mehr an Bedeutung. Darauf müssen sich Mediziner und Pflegende gut einstellen.

43 Auszubildende des AWO Bildungszentrums Tretenhof wurden am Montag bei einer ganztägigen Fortbildung über das Konzept der Palliative Care und Hospizarbeit von Fachreferenten informiert. Lutz Richter, Schulleiter des AWO Bildungszentrums begrüßte die Auszubildenden und Martin Stippich, Leiter des Hospiz Maria Frieden in Oberharmersbach.